Ein Steckenpferd von mir ist sicher das Verladetraining. In dem Bereich habe ich vor vielen Jahren die ersten Erfahrungen gemacht und Verladetrainings begleiten mich seither kontinuierlich. Immer wieder stehen Pferdebesitzer vor der Frage, wieso ein Pferd nicht oder nicht mehr bereit ist, in den Anhänger zu gehen, und viel wichtiger, wie sie das ändern können. Nicht selten haben dann diverse „Hilfsmittel“ schon Anwendung gefunden, teilweise auch eine gewisse Zeit geholfen. Das Verladen mit Longen um den Pferdepopo kennt vermutlich jeder als gut gemeinten „Rat“ bei Verladeproblemen, auch „Unterstützung“ durch mit Gerten, Besen oder anderem Gerät nachtreibende Helfer kommt immer wieder vor. Ebenso sind Verladehilfen und auch exzessives Rückwärtsrichten so gebräuchlich wie das Locken mit einem Futtereimer.

So unterschiedlich wie die versuchten Lösungswege sind, so unterschiedlich sind selbstverständlich auch die „Gründe“ der Pferde, wieso sie sich weigern den Anhänger zu betreten – oder das zwar tun, aber umgehend wieder hinausschießen, teilweise sich und die Menschen dabei gefährdend. Dass auch die Pferde ganz unterschiedlich sind, unterschiedliche Verhaltensweisen zeigen, das ist denke ich auch den meisten bewusst.

Entsprechend ist auch meine Vorgehensweise immer angepasst an die Ausgangssituation und die jeweilige Pferdepersönlichkeit.

Dennoch sind natürlich ein paar grundlegende Dinge bei mir mehr oder weniger immer gleich:

  • Das Ziel ist immer ein Pferd, das sich alleine in den Anhänger schicken lässt. Einerseits um nicht doch die Situation beim Verladen für den vorweg gehenden Menschen brenzlig werden zu lassen, andererseits, weil man auch immer alleine sein Pferd zuverlässig und sicher verladen können sollte, wenn keine helfenden Hände zur Verfügung stehen
  • Kein Pferd „muss“ oder soll in einem durch bis ganz in den Anhänger laufen, immer wird in kleinen Schritten vorgegangen. Keinesfalls wird in dem Bemühen den Vorwärtsfluss auszunutzen direkt weiter gefordert, wenn das Pferd einen Schritt vorwärts macht, sondern es folgt immer nach einer Aufforderung und erfolgter Reaktion des Pferdes eine kleine Pause. Diese kleinschrittige Vorgehensweise variiert von Pferd zu Pferd und auch innerhalb eines Trainings, immer angepasst an die individuellen Gegebenheiten. Es bringt nichts, ein Pferd zu überfordern oder eine positive Entwicklung zu wollen, wenn das Pferd nicht immer wieder entspannen und zur Ruhe kommen kann. Nur dann ist eine kooperative Zusammenarbeit und ein positives Lernen für das Pferd möglich. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Zeit sich wirklich auszahlt, ich strebe keinen schnellen einmaligen Effekt an, sondern möchte eine langfristig zuverlässige Lösung für Pferd und Mensch erreichen.
  • Entscheidend für meine Art des Trainings ist auch die ständige Bereitschaft, ein Zurückgehen des Pferdes zu akzeptieren. Es soll die Erfahrung machen, dass es nicht „zwangsweise“ in dem Anhänger bleiben muss, weil vielleicht unmittelbar nach hineingehen die Stange hinter ihm befestigt und so ein Rückwärtsgehen verhindert wird. Das ist nicht nur kontraproduktiv für das gesamte Training, sondern unter Umständen auch deutlich gefährlich, wenn ein Pferd mal in Panik gerät und mit allen Mitteln versucht, sich rückwärts zu entziehen.
  • Heu im Anhänger! Für das Training und meiner Meinung nach auch für jede Fahrt mit dem Anhänger sollte dem Pferd Heu zur Verfügung gestellt werden. Erstens ist so auch der Aufenthalt im Anhänger mit etwas Angenehmen zu verbinden, zweitens trägt das Kauen auch zur Entspannung bei.
  • Wenn nötig, wird auch mal etwas ganz anders gemacht! Kein Trainingskonzept ist so gut, als dass es zu 100% für jeden „Fall“ die einzig richtige Lösung sein kann! Davon bin ich fest überzeugt und auch mein Verladekonzept ist es nicht. Spontane Abweichungen sind daher immer möglich. Ich habe immer die Bereitschaft zu überdenken, was das jeweilige Pferd vielleicht grade an Vorgehensweise brauchen kann, damit es die Sache besser versteht, Unsicherheiten ablegt oder auch seine vielleicht „überzeugte Haltung“ bereit ist zu ändern.

Mein Verladetraining als Bilderstrecke

Die Fotos zeigen eine ganz reale Trainingssituation, allerdings mit der Besonderheit, dass das Pferd auch zuvor schon gut in den Anhänger eingestiegen ist, wenn der Mensch vorneweg ging. Für diesen Wallach war es sehr unangenehm, wenn er in den Anhänger gehen sollte, aber ein Mensch dann auf der Höhe der Hinterhand war. Deshalb ist in dieser insgesamt recht kurzen Einheit von knapp 20 Minuten auch bereits ein Schließen der Stange hinter dem Pferd möglich und angemessen, das ist keinesfalls immer so. Auf den Fotos ist zu erkennen, dass immer wieder Passivität von mir gegeben ist, das Pferd einfach kurz innehält, oder auch in Ruhe den Anhänger anschauen kann. Die Fotos sind in der Reihenfolge, wie sie entstanden sind. Es ist also zwischen den Anhängerseiten gewechselt worden und das Pferd zwischendurch auch mal ganz zurück gegangen. Ich habe – wie nicht selten – quasi als Eisbrecher auch mal das Pferd in den Anhänger begleitet, erst recht weit vorne, dann in der Übergangsphase nur ein Stück in den Anhänger hinein. So habe ich die für dieses Pferd unangenehme Position allmählich einnehmen können, ohne dass sie weiterhin dem Pferd Unbehagen bereitet hat.

Ein Verladetraining von mir beinhaltet neben dem Training mit dem Pferd immer auch das dann folgende Coaching des Besitzers oder Reiters mit dem Pferd. Die Handhabung, Vorgehensweise und das Gefühl für die jeweilige Situation bzw. erforderliche angemessene Reaktion sind wichtige Elemente, und sollen auch für die Menschen zu vertrauten Dingen werden, damit das Training zuverlässig nachhaltig „wirken“ kann. Das Pferd zu verladen soll so selbstverständlich möglich sein wie die alltäglichen Dinge im Umgang. Sollten im Anschluss Fragen oder Unsicherheiten auftreten, kann gerne per Telefon unterstützt und ggf. eine Situation anhand eines Videos besprochen werden.